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Der Wolfgottesacker ist einer der Basler Friedhöfe. Er liegt im Osten der Stadt auf städtischem Gebiet neben den SBB-Gleisen und bildet eine grüne Insel in einem Industrie- und Gewerbegebiet zwischen dem Rangierbahnhof «Wolf» und dem Tramdepot «Dreispitz».
Der Wolfgottesacker ist – abgesehen von dem nur zu kleinen Teilen erhaltenen Kirchhof St. Alban – die älteste weitgehend erhaltene Begräbnisstätte der Stadt, davon die einzige bis heute genutzte, und ist eines der bedeutendsten Schweizer Beispiele für frühe landschaftlich gestaltete Friedhöfe.
Aufgrund der rasant wachsenden Bevölkerungszahl und der nach Abriss der alten Stadtmauern beabsichtigten Ausdehnung der Bauflächen der Stadt beschloss 1866 der Basler Stadtrat nach mehrjähriger Diskussion die Anlage zweier weiterer Friedhöfe weit ausserhalb der damaligen Stadtgrenzen: auf dem Kannenfeld (1868 eingeweiht) für die Bevölkerung links der Birsig und auf dem Wolffeld für die Bevölkerung rechts der Birsig. Bis ins 17. Jahrhundert streiften hier noch Wölfe herum; der daher rührende Flurname verlieh auch dem Gräberfeld seinen Namen.
Aufgrund der für Gräber wenig geeeigneten Bodenbeschaffenheit des Wolfareals und einer natürlichen Senke in dem Grundstück (es fällt ausserdem, vom Eingang im Süden aus gesehen, leicht nach hinten ab) mussten zunächst grosse Mengen Erde aus dem Bruderholz zur Aufschüttung herangebracht werden. Ein erster Situationsplan zum Wolfgottesacker war 1865 vom früheren Basler Bauinspektor Amadeus Merian (1808–1884) angefertigt worden, nachdem er mit einer Delegation mehrere süddeutsche Stadtfriedhöfe besichtigt hatte. Der Gesamtplan von Merian wurde in Bezug auf Architekturform und vor allem die gärtnerische Gestalt mehrfach überarbeitet. Merian beauftragte den aus Türkheim in Bayern stammenden, in München ausgebildeten und seit 1863 als Basler Stadtgärtner tätigen Landschaftsgärtner Georg Lorch (1829–1870), der zuvor schon die gärtnerischen Anlagen des Kannenfeld-Gottesackers ausgeführt hatte, mit der Ausarbeitung der gärtnerischen Planung. Die Ausarbeitung der baulichen Formen oblag dem Architekten Johann Jakob à Wengen. Johann Jakob à Wengen legte 1866 zahlreiche Detailpläne vor, die später aus finanziellen Gründen allerdings nur in reduzierter Form ausgeführt wurden.
Am 22. Februar 1869 bewilligte der Rat den Baukredit von 241'000 Franken. Am 31. März 1869 wurde ein Pachtvertrag mit der Besitzerin des über 500 Ar grossen Grundstücks, Margaretha Merian-Burckhardt (Witwe des Grossgrundbesitzers Christoph Merian), geschlossen um jährlich 690 Franken. Unter der Bauleitung des Basler Architekten Rudolf Fechter (1840–1902) wurde im Oktober 1870 mit den Erd- und Gartenarbeiten begonnen, mit den Hochbauten im April 1871. Im Mai 1871 war die mit zahlreichen Gitterfeldern gegliederte Umfassungsmauer fertig. Am 23. Mai 1872 wurde der Gottesacker eingeweiht, die erste Erdbestattung war am 3. Juni 1872.
Bereits ein Jahr nach der Eröffnung plante die Schweizerische Centralbahn unmittelbar neben dem Friedhof den heute noch bestehenden Rangier- und Güterbahnhof. Da diesem der Friedhof im Weg war, erwog das zuständige Sanitätsdepartement zunächst eine Verlegung des Gottesackers. Ab September 1874 wurden daher die Beisetzungen vorsorglich eingestellt und somit alle Beerdigungen aus dem Grossbasel ins Kannenfeld verlagert. 1875 wurde der nördliche Friedhofseingang an der St.-Jakobs-Strasse geschlossen, da der Nordteil des Friedhofs dem Bau des provisorischen Rangierbahnhofs zum Opfer fiel. Im Juni 1879 wurde der Friedhof neu eröffnet, 1880 wurden weitere 144 Ar des unteren Friedhofsbereiches an die Centralbahn veräussert. Als Ausgleich wurden an der West- und Ostseite Erweiterungsflächen angegliedert, wodurch allerdings die ursprüngliche Symbolik des Friedhofs in Form einer Kirche verloren ging. 1889 verkaufte die Christoph-Merian-Stiftung das bisher verpachtete Friedhofsgrundstück an die Stadt.
In den Jahren 1915/16 wurde neben dem Eingangsportal an der Münchensteinerstrasse das Wagendepot der Basler Strassenbahnen und ein Wohnhaus für Angestellte errichtet. 1929 kürzte man die Zufahrt zum Friedhof zugunsten neuer Gleise des Depots. Von 1937 bis 1941 wurde der Friedhof vorübergehend geschlossen, 1940 und 1947 einige Grabfelder neu eingeteilt und formal umgestaltet. 1957 trennte man von der in den 1880er Jahren angelegten Westerweiterung des Friedhofs mehr als 1'200 Quadratmeter für den Bau eines ein Lagerhauses des Bahnhof-Kühlhauses ab. Im Vorfeld und nach der 1951 erfolgten Aufhebung der Gottesäcker Horburg und Kannenfeld wurden zahlreiche ihrer Grabstätten in den Wolfgottesacker verlegt, 1953 kamen weitere achtzehn als besonders erhaltenswert erachte Grabsteine vom Kannenfeld hierher, wodurch sich auf Wolfgottesacker eine regional bedeutende Sammliung wertvoller Grabsteine entwickelte. Umgekehrt verlegte man vereinzelt auch Gräber vom Wolfgottesacker weg, beispielsweise wurde der 1897 verstorbene Kulturhistoriker Jacob Burckhardt 1936 auf den 1932 neu angelegten Friedhof am Hörnli im Vorort Riehen umgebettet. 1962 wurden die ursprünglichen Kieswege asphaltiert. 1964 sollte das Eingangsportal wegen Bauschäden abgerissen und durch ein Eisengitter ersetzt werden, konnte aber schliesslich durch den Einsatz der Staatlichen Heimatschutzkommission sowie der Öffentlichen Basler Denkmalpflege erhalten werden und wurde 1965 renoviert.
Seit 1980 dient der Wolfgottesacker ausschliesslich als Standort von Familiengräbern. Es werden noch rund 180 Bestattungen pro Jahr durchgeführt. 1990 wurde ein wissenschaftliches Inventar erstellt. Im November 1995 wurde der Friedhof unter Denkmalschutz gestellt.
Der Zugang zum Wolfgottesacker erfolgt von der Münchensteinerstrasse am Südende des Friedhofs. Dort bildet die Friedhofsmauer ein nach aussen gehendes halbiertes Achteck, das bewusst an den Grundriss eines Chorraumes erinnern sollte, der dem breiteren rechteckigen Hauptteil des Friedhofs (dem «Kirchenschiff») vorgelagert ist. An der westlicher Schrägseite dieses Halboktogons entstand ein dreibogiges Eingangsportal, entworfen von Johann Jakob à Wengen. Dem Portal wurden beidseits Gebäudeflügel für Verwaltung und Gärtner angegliedert. Auf der östlichen Schrägseite des halben Achtecks errichtete man das Leichenhaus. Das links vom Vorplatz gelegene Eingangsportal und die rechts gelegene Aussegnungshalle stehen also symmetrisch zueinander, jeweils im Winkel von rund 45 Grad zu einer gedachten Mittelachse des Friedhofs, etwa im rechten Winkel zueinander und bilden so eine Art Hof. Für beide in neobyzantinischem Stil errichtete Gebäude verwendete man Berner Sandstein.
Vom Eingangsportal gelangt man über eine Lindenallee zu einem von Kastanienbäumen umstandenen Rundplatz als Mittelpunkt des angeschnittenen Oktogons. Auf diesen trifft von der Aussegnungshalle her eine dazu achsensymmetrische zweite Wegachse. Auf dem Platz war ursprünglich eine Abdankungskapelle in Form eines Zentralbaues vorgesehen. Die Realisierung des Entwurfs wurde aber aus finanziellen Gründen zunächst zurückgestellt und auch später nie verwirklicht, so dass der Platz heute etwas leer wirkt. Die Toten wurden in einer improvisierten Kapelle im Leichenhaus aufgebahrt, an deren Stelle eigentlich ein Sezierraum vorgesehenen war. Auch der ursprünglich vorgesehene Bau von Grabhallen an den beiden viertelgerundeten südlichen Ecken der Friedhofsmauer wurde nicht verwirklicht.
Von dem Rundplatz im Zentrum dieses Hofes sollte nach dem ersten, so nicht realisierten, Entwurf von Amadeus Merian eine Hauptwegeachse als Grundgliederung mittig durch die Gräberfelder führen, etwa im Zentrum der Anlage von einer Querallee gekreuzt; im Schnittpunkt beider Achsen war ein zweiter Rundplatz vorgesehen. Die weitere Erschliessung der Fläche sollte nach dem Vorbild der Gestaltungsprinzipien für Friedhöfe des berühmten deutschen Landschaftsgartengestalters Friedrich Ludwig Sckell aus dessen «Beiträgen zur Bildenden Gartenkunst» erfolgen, die Stadtgärtner Lorch kannte: unregelmässig geschwungene und verzweigte Wege, an deren Gabelungen aus ästhetischen Gründen verdeckende Baum- und Strauchgruppen vorgesehen waren, um eine gewisse Spannung auf den weiteren Wegeverlauf zu erzeugen.
Der schliesslich realisierte Plan übernahm die von Merian vorgesehene Form des Eingangshofes, verzichtete aber auf die das Hauptgräberfeld mittig durchschneidende Hauptachse. Stattdessen wurde dieses Gräberfeld streng orthogonal gegliedert und von einem etwa halbkreisförmigen Rundweg gefasst, den ein breites Grünflächenband auf der Aussenseite begleitet. In diesem, durch unregelmässig geschwungene Nebenwege erschlossenen, Grünstreifen wurden weitere Laubbäume und Sträucher gepflanzt, so dass sich der Charakter eines schattigen Haines ergibt. In dem Hain liegen zwei kleine, naturähnlich ausgeformte künstliche Weiher, deren Hintergrund mit pittoresken Nagelfluhfelsen geschmückt sowie mit Farnen und anderen Stauden und Sträuchern, sogar einer Sumpfzypresse, bepflanzt ist. Entlang dieses bewusst hochwertig gestalteten Rundweges wurden an den westlichen und östlichen Friedhofmauern Gräber für die begüterten Familien angelegt, die ursprünglich oft mit individuellen Einfassungen versehen waren. Für die Reihengräber im zentralen Friedhofsbereich war hingegen keine öffentliche Bepflanzung vorgesehen.
Auf dem Wolfgottesacker haben viele Basler Persönlichkeiten und alteingesessene Familien des 19. Jahrhunderts, auch aus dem Basler «Daig», ihre letzte Ruhe gefunden. Ein 1990 fertiggestelltes wissenschaftliches Inventar des Wolfgottesackers zählt 1130 Grabmäler, aus der Zeit von 1872 bis 1920/30 wovon über die Hälfte als wertvoll eingestuft wird und daher unter Schutz steht. Begraben im Wolfgottesacker sind unter anderem:
Bemerkenswert viele Gräber auf dem Wolfgottesacker sind geschmückt mit vollplastischen monumentalen Engelsgestalten und anderen Figuren, Obelisken usw. aus Marmor, aber auch aus industriell im Ausland hergestellter billiger Galvanoplastik. Die Grabmale wurden überwiegend in den Werkstätten von spezialisierten Basler Steinmetzen, Bildhauern und Architekten angefertigt wie Carl Wartner (1817–1891), Jacques Gürtler, Isidoro Pellegrini der Jüngere (1871–1954), Oskar Lippe, Emil Schlemmer. Einige seriell gefertigte Marmorfiguren stammen vom Zürcher Bildhauer Louis Wethli (1842-1914). Individuell gefertigte Stücke stammen unter anderem von Melchior Berri, Richard Kissling, August Heer (1867–1922), Hans Frei (1868–1948), Heinrich Rudolf Meili (1827–1882), August Suter (1887–1965) und Alexander Zschokke. Gestalterisch besonders bemerkenswerter Grabschmuck findet sich unter anderem auf folgenden Grabstätten:
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